Ich weiß nicht, was passiert ist. Noch nicht so genau. Aber so ungefähr. Ich habe es gelesen. Es ist heute ja in allen Schlagzeilen. Und es ist ein Skandal. So ist es rübergekommen. Überzeugend.
Dazu darf man nicht schweigen. Hier muss man einfach Position beziehen. Und ich gehöre auch nicht zur stummen Mehrheit. Ich zeige Flagge, empöre mich öffentlich. Im Netz, in den Kommentarspalten, im Bundes- oder Landtag oder auch vor dem Gemeinderat. Mein politisches Statement lässt nicht lange auf sich warten. Ich initiiere Fragestunden und Anhörungen. Das bin ich der Öffentlichkeit schuldig. Dem Wähler. Dem Bürger. Dem Steuerzahler. Ich muss ihm schließlich Orientierung geben, meine Botschaft senden. Damit er sich eine eigene Meinung bilden kann. Der ich mit meiner Stimme Gehör verschaffe.
Auch als Journalist bekenne ich Farbe. Der Leser muss für das Unrecht dieser Welt sensibilisiert werden. Wer sonst, wenn nicht die Presse, ist auserkoren, Missstände aufzudecken, Hintergründe aufzuhellen und so zur demokratischen Willensbildung- und Kontrolle beizutragen. Die Meldung wird ihrer Bedeutung entsprechend platziert und kommentiert. Wenn der Leser meine Empörung teilt, hat er verstanden, worum es geht.
Meine Quellen sind verlässlich. Alles, was ich schreibe, kann ich sicher belegen. So viel zu den wesentlichen Fakten. Dass ich sie auf den Punkt bringe, schulde ich meinem journalistischen Handwerk. Hier arbeite ich sauber. Unangreifbar. Natürlich erreiche ich nicht alle. Manche mögen es nicht verstehen, andere wollen es nicht, wieder anderen ist ohnehin nicht zu helfen.
Was genau passiert ist? Ich weiß es nicht.
Im September 2020